Was Ängste mit mir machten

So fühlte sich eine Panikattacke bei mir an: Zuerst war mir etwas mulmig, dann wurde mir heiss und etwas schwindelig. Dann kam die Übelkeit und dann das Herzrasen. Die Hände waren freucht und der Mund staubtrocken. Die Angst war so massiv, dass es mir fast die Kehle zugeschnürt hat. Die Dauer der Attacke variierte zwischen 2 Minuten und 15 Minuten. Je nach Situation.

Scheinbar hatte ich das als Kind schon und wurde regelmässig von der Schule nachhause geschickt weil ich Angst hatte und die Lehrer keine Ahnung hatten was sie mit mir machen sollen. Interessant, dass ich mich an keine einzige Situation erinnern kann. Ich weiss das nur weil meine Mutter mir das erzählt hat.

Als ich noch ein Kind war, wurden wir nicht sofort psychologisch abgeklärt wie das heute der Fall ist. Man wusste halt nicht was machen und so war es dann halt einfach. Wie ich das als Kind gemanagt habe kann ich heute nicht mehr sagen. Ich denke, meine Erinnerungen sind zwar noch irgendwo in meinem Kopf, aber mein Körper verweigert mir den Zugang. Vielleicht beschäftige ich mich später damit diese Erinnerungen wieder zu suchen, aber aktuell bin ich Angstfrei und einfach nur froh, dass es so ist.

Falls du, lieber Leser oder Leserin mich von fürher kennst, jetzt weisst du warum ich etwas komisch war ;-)
Als Teenager waren die Ängste fast weg und ich konnte eigentlich bis ca. 28 sehr gut leben. Dann besuchte ich meine erste Yogastunde und Bumm, die Panikattacke nach der Yogastunde überrollte mich mit voller Wucht. Ich hatte keine Ahnung warum und wieso, aber ich hätte schon fast mein Yogaabo storniert, wenn meine Yogalehrerin mir nicht gesagt hätte, dass der Yoga gewisse Prozesse auslösen kann. Da habe ich aber noch nicht viel unterommen. Die Attacken kamen unregelmässig und ich arrangierte mich damit. Vom Yoga war ich so begeistert, dass ich schon bald die ersten Workshops besucht habe und mich dann entschlossen habe die Yogalehrerausbildung zu absolvieren.

Nun also hatte ich mich angemeldet und die Ängste wurden immer schlimmer. Die Ausbildung hat mich enorme Energie gekostet. Einerseits weil es berufsbegleitend sehr anstrengend war und andererseits machten mir die Ängste das Leben immer schwerer.

Bei der Arbeit war es schlimm sobald ich in eine Sitzung musste, oder auch das Mittagessen mit Arbeitskollegen/Innen einnehmen musste. Öffentlche Verkehrsmittel konnte ich schon nicht mehr nutzen weil ich so Angst davor hatte, dass ich im Zug oder Bus einfach umkippe oder mich übergeben muss. Konzerte oder Partys besuchte ich nicht mehr, weil ich mich schon so reinsteigerte, dass schon auf dem Weg dahin die Panik ausbrach. Dies führte dazu, dass ich Freunde verloren habe und immer mehr isoliert war. Denn nur noch zuhause fühlte ich mich wohl. Als dann aber auch Zuhause die Panik kam, wusste ich, dass ich jetzt etwas unternhmen muss.

Ich wusste, dass meine Gedanken nicht mehr in die richtige Richtung gehen. Klar ausgedrückt, ich wollte so nicht mehr weiterleben. Als ich dann das erste Mal an Selbstmord dachte, war mir klar, dass ich dringend Hilfe brauche.

Ich bin gelernte medizinische Praxisassistentin und habe während der Zeit als ich bei einem Arzt gearbeitet habe, gesehen wie verschiedene Patienten ein ziemliches Suchtproblem entwickelten mit gewissen Medikamenten. Ich hatte ja schon ein Problem und wollte mir definitiv nich noch ein Suchproblem zulegen. Das war der Grund warum ich nie einen Psychiater besucht habe.

Die Angst sitzt in meinem Kopf und sie kommt von mir selber. Alles was doch in mir drin ist, muss ich doch auch wieder loswerden können.

Die Rettung kam mit einer Freundin die mir eine TCM Praxis empfohlen hat. Zuerst war ich skeptisch und dachte mir, dass das eh nichts bringt. Vor lauter verzweiflung ging ich dann aber doch zum Termin. Heute bin ich so froh, dass ich das gemacht habe. Denn das war der Anfang von einem angstfreien Leben. Die Therapeutin hat mir von Anfang an gesagt, dass das einen längere Behandlung wird und die Sache nicht in 1-2 Monaten erledigt sein wird. Insgesamt bin ich jetzt seit 8 Jahren bei ihr in Behandlung und kann sagen, dass ich seit 1.5 Jahren wirklich Angstfrei bin.

Mein Leben ist jetzt nicht mehr durch die Angst bestimmt, sondern ich kann alles machen was ich möchte. Um es jetzt ganz einfach auszudrücken, mein Urvertrauen war duruch verschiedene Situationen im Leben so erschüttert, dass ich zuerst wieder Vertrauen in mich und auch ins Leben fassen lernen musste. Heute klingt das so einfach, aber es war eine echte Arbeit und viel Schmerz während der Zeit. Ich habe mich aber weiterentwickelt und bin heute ein anderer Mensch. Ich bin so dankbar, dass ich nun selber die Ausbildung zur Naturheilpraktikerin begonnen habe und hoffentlich auch mal jemandem so helfen kann.

Was ich als Angstmensch für Fehler gemacht habe:

  1. Ich stellte mir immer das schlimmste Szenario vor, denn ich wollte ja vorbereitet sein. Das ist sooo falsch und ich rate dir, falls du das auch machst, hör sofort auf damit. Das schürt die Angst nur noch. Ich brauchte ewig um das zu erkennen. Meine Therapeutin hat mir das ständig gesagt, ich wehrte mich aber. Denn es war mein bekanntes Muster und etwas neues wollte ich nicht, denn alles Neue machte ja Angst.
  2. Versuche nicht ständig in die Zukunft zu denken und lass das Leben einfach seinen Lauf nehmen. Klar, auch ich plane meine Woche, aber ich versuche nicht ständig alles zu kontrollieren. Nimm mal einen bevorstehende Situation und gib die Kontrolle ab. Schau was passiert. Falls etwas nicht nach deinen Wünschen passiert, nimm es einfach an. Solange niemand stirbt, ist es nicht schlimm. Lass den Dingen seinen Lauf.
  3. Sprich darüber! Das war eine richtige Erleichterung für mich. Denn das ewige Schauspielern ist so wahnsinnig anstrengend. Sprich in der Familie und mit Freunden darüber. Das nimmt dir so viel Druck weg.
Wenn du Fragen hast, oder betroffen bist, dann kannst du mir gerne schreiben. Ich werde nicht deine Therapeutin sein, denn dafür bin ich nicht ausgebildet, aber ich höre dir gerne zu und habe vielleicht einen Tipp für dich.



Love Daniela